Kalligrafie alter Schriften mit der Vogelfeder
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- Politik – Gesellschaft – Umwelt
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Einstiegskurs - Karolingische Minuskel
Bei der Kalligrafie alter Schriften - von der Antike bis zur Neuzeit - mit modernem Schreibgerät ist das Ergebnis oft enttäuschend, weil der Charakter der Vorbilder nicht getroffen wird. Das liegt zumeist daran, dass nach einem Vorlagenblatt, das aus verschiedenen Dokumenten abgeleitet ist, geschrieben wird, und dass für die industriell hergestellte Feder die Proportionen in ganzen und halben Federbreiten festgelegt werden und der Winkel der Spitze vorgegeben ist. Der antike Schreiber hält sich zwar an einen Schrifttyp, hat dabei aber seine persönliche Handschrift und passt die Feder seiner Hand an. Das kann er, weil er ein Naturprodukt benutzt, das er für sich herrichtet. Es geht dabei nicht um halbe Federbreiten, sondern um Bruchteile von Millimetern bzw. feinst abgestimmten Schrägen. Auch feine Linien bzw. Serifen lassen sich nur mit dem Naturprodukt angemessen realisieren.
In den Kursen zur „Kalligrafie alter Schriften mit der Vogelfeder“ wird entsprechend das Naturprodukt eingesetzt, als Schreibflüssigkeit (industriell hergestellte) Eisengallustinte und als Beschreibstoff zumindest anfangs statt des teuren Pergaments Bristolkarton verwendet.
Vorbilder sind nicht kalligrafische Schriftmuster, sondern bestimmte antike, mittelalterliche oder neuzeitliche Schriftdokumente. Anhand hochauflösender Digitalisate habe ich die Schrift ausgemessen, sodass wir die Feder auf die Proportionen zuschneiden und ggf. den Schnitt für die eigene Handhaltung anpassen können.
Wir steigen in die Schreibkultur des Mittelalters ein mit der karolingischen Minuskel, die zwischen 800 und 1050 die wichtigste Buchschrift, und eine der am leichtesten zu schreibenden Schriften jener Epoche war. Im Kurs werden wir uns bemühen, die Schrift des Schreibers der Weihnachtsgeschichte im Perikopenbuch Heinrichs II. (S. 10r) aus dem Jahr 1012 nachzuahmen.
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00087481?page=23
Auf Grundlage der Ausmessung der Schrift habe ich Kopien mit markierten Buchstaben zum schnellen Auffinden, Hilfslinien-und Vorlagenblätter mit den Schriftzügen vorbereitet. Mit diesen Hilfsmitteln erarbeiten wir uns Schritt für Schritt, von den Grundzügen bis zu den komplexen Buchstaben, die Schrift. Dabei orientieren wir uns aber immer wieder am Original.
Nebenbei beschäftigen wir uns mit der Zurichtung der Feder zu einem schreibfertigen Kiel. Auf diese Weise kommen wir dem mittelalterlichen Schrifteindruck nahe. Das bewusste, entschleunigte Schreiben führt uns zu uns selbst, wirkt sich positiv auf die Handschrift aus und gibt Impulse für kreative Neuschöpfungen, die wir am letzten Kurstag auch mit modernen Schreibgeräten umsetzen.
Bitte Mitbringen:
Ein schreibfertiger Federkiel, [z. B. https://www.der-roemer-shop.de/Schreibfeder-Weiss-Kalligrafie-Feder-echter-schreibfertiger-Federkiel-penna-scriptoria-Gaensekiel]
und eine unbehandelte Gänse-, Schwanen- oder Truthahnfeder, aus der im Kurs ein Schreibkiel hergestellt wird.
Beides kann auch vom Kursleiter erworben werden.
Ein Schreibpult mit verstellbarer Neigung für DIN A4, improvisiert oder z. B. eine Tischstaffelei
Ein Messer mit (auswechselbarer Klinge, gerade und rund, z. B. ECOBRA-Schablonenmesser und eine harte Schneidunterlage (z.B. bruchfestes Glas, hartes Küchenschneidbrett)
Eisen-Gallus-Tinte, z. B. ROHRER & KLINGNER Schreibtinte "Salix"
Bristolkarton, DIN A4, z. B. CANSON DIN A4, 180 g, 50 Blatt
Lineal (30 cm), Bleistift (F) und Radiergummi
- Verfügbarkeit:
- freie Plätze
- Gebühr:
- 42,64 EUR (Ermäßigung möglich, erm. Preis: 23,32 EUR)
- Weitere Termine
- 2 Termine ab
- Veranstalter:
- vhs Berlin Spandau
- Veranstaltungsort:
- Carl-Schurz-Str. 17, 13597 Berlin